Liebe und Hass...

[... Arefin nickt und sieht aus dem Augenwinkel zu Damon hinüber. »Egal was Ihr vorhabt – versucht niemals, ihn im Schlaf zu erstechen. Seine Reflexe sind zu schnell, Ihr hättet keine Chance. Nicht mal, wenn er so viel trinkt wie heute.«

Lizabeta lächelt. »Ich danke Euch für Eure Warnung, Arefin – aber glaubt Ihr, das wüsste ich nicht? Mit Waffengewalt ist Damon nicht zu besiegen. Dafür ist er zu stark, zu wachsam, zu routiniert im Kampf – und er hat einen siebten Sinn für Gefahren wie kaum ein anderer.« Nachdenklich streicht sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Nein, ich bin eine Frau. Und Frauen, so sagt man...«

»...bevorzugen Gift.«

»Das habt IHR gesagt, mein Lieber!«

Arefin betrachtet sie. Ihre goldgrüne Aura leuchtet heute noch intensiver als sonst. »Hört zu, Lizabeta... Ihr seht immer noch sensationell gut aus. Ihr könntet Euch einen Mann wählen, der Euch wirklich liebt!«

»Ich bin eine Vampirin mit Ansprüchen und Status, Arefin! Ich interessiere mich nicht für Liebe. Sondern für Macht. Liebe ist eine Illusion… Ein vergängliches Gefühl. Weiter nichts.«  jetzt erhältlich bei Thalia, Weltbild, Hugendubel, Amazon oder in Deiner Lieblings-Buchhandlung! 


...sind die zwei Seiten...

[... Lizabeta lächelt nur und legt einen Finger auf die Lippen. Sie greift nach Polinas Hand und zieht sie mit sich, über den Burghof, durch den verwilderten Kräutergarten, bis vor das Gatter des Biestergeheges. Polina fühlt sich unwohl. Sie ist nicht gerne in diesem Teil des Anwesens. Jeder weiß, wie unberechenbar die Biester sind. Zögerlich dreht sie sich nach allen Seiten um. Außer ihnen ist niemand da. Aus den Fensterluken der Burg dringt Musik und Stimmengewirr. Gelbes Licht fällt auf die Bäume, aber das Gehege liegt fast im Dunklen. Selbst mit Vampiraugen kann man nur schemenhafte Umrisse erkennen.

Unerschrocken geht Lizabeta auf das mehrfach gesicherte Tor zu und fingert an den Schlössern herum. Polina sieht ihr verstört zu. Wie kommt ihre Mutter überhaupt an die Schlüssel? Ketten rasseln. Ein Scharnier quietscht. Lizabeta öffnet das hohe Gatter. Der intensive Gestank aus dem Biestergehege überdeckt den süßlichen Duft der Sumpforchideen, die um den Burggraben wachsen. Als Lizabeta durch das Tor tritt, bleibt Polina dicht hinter ihr. Sie zuckt zusammen, als es zurückschwingt und laut krachend ins Schloss fällt.

Lautlos bewegen sich die Biester in ihren Zwingern. Die Wärme ihrer Körper strahlt bis zu ihnen herüber. Diese gefährlichen Untiere, die niemals satt zu bekommen sind, haben ihre Witterung längst aufgenommen. Sie verfolgen jeden ihrer Schritte, soweit es die Umzäunung zulässt. Vereinzelt hört Polina sie hecheln. Es ist ihr, als würde sie die Blicke aus blutunterlaufenen Augen im Genick spüren, und den fauligen Atem aus räudigen Schnauzen auf ihrer Haut.  jetzt erhältlich bei Thalia, Weltbild, Hugendubel, Amazon oder in Deiner Lieblings-Buchhandlung! 


...derselben Medaille.

[... Als Polina die letzten Stufen heraufstolpert und durch die Ausstiegsluke klettert, sieht sie, wie Butler ihre Mutter in die Klauen einer Drachin legt. Die dunkle Reptilhaut glänzt im Licht der Fackel, die der Turmwächter in seinen Händen hält. Vorsichtig drückt das riesige Tier den schutzlosen, nackten Frauenkörper an sich und schnuppert an Lizabetas Haar. Ein leiser, langgezogener Klagelaut entweicht der Drachenkehle.

Polina bleibt wie angewurzelt auf der Leiter stehen. Sie hat jahrelang davon geträumt, ihrer Drachen-Amme wieder zu begegnen. Dass es jetzt passiert, trifft sie völlig unvorbereitet. Die alte Drachin wendet sich von Butler ab und breitet ihre riesigen Flügel aus, die weit über die Turmzinnen reichen. Dann dreht sie noch einmal den Kopf. Der Blick ihrer weisen Augen ruht auf Polina, die sich in der Turmluke an die oberste Sprosse klammert und zu ihr aufschaut. Die Drachin bläst eine Atemwolke aus ihren Nüstern, in Polinas Richtung. Ein Gruß, eine Umarmung aus warmer Luft. Dann fliegt sie los – Lizabeta fest im Griff.

Plötzlich kommt Bewegung in Polina. Sie stürzt zu den Turmzinnen. »Nehmt mich mit!«, schreit sie der Drachin hinterher und wäre wohl über die niedrige Mauer ins Leere gefallen, wenn Butler sie nicht festgehalten hätte. Ein paar schnelle Flügelschläge, dann ist die Drachin in der Dunkelheit verschwunden.  jetzt erhältlich bei Thalia, Weltbild, Hugendubel, Amazon oder in Deiner Lieblings-Buchhandlung!